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"Ju yoku go o sei suru." This important aphorism is often found in Japanese writings pertaining to
traditional martial arts. It means roughly, "strenght and hardness are overcome by Ju." What then is Ju?
Ju is often translated as "gentleness" and indeed this is one aspect of the principle of Ju (Ju No Ri).
Yet, taken alone, the word gentleness can lead to misinterpretation. Ju also means "yielding, pliability,
and harmony." Ju No Ri is believed by some to stem from the mystical Taoist philosophy of Lao Tsu.
However, it is perhaps more easily grasped through active demonstration than abstract theory.
Float a ping pong ball in a basin of water. Next, try to push the ball under water with one finger.
Yielding to force, it whirlsand rolls away from each attack, making it exceedingly difficult to submerge.
In harmonizing with and circularly yielding to the strength of attack, the ball is exhibiting the
principle of Ju.
Ju No Ri is exeptionally sophisticated, economic and efficient use of an individual's power. It amounts
to maximum effectiveness with minimum effort, or "seiryoku zen'you." This concept can be clearly
illustrated by a technique called Sudori Nage or Aiki Nage.
This art originates in Jujutsu and Aiki Jujutsu. It is used in response to a rushing lunge toward the
upper body. Rather then fighting with the opponent's possibly greater strength, one waits until the
last second before impact, then quickly takes a step forward and drops into a low position in front of
the attacker's knees. One touches the ground gently with a knee and both hands, leaning forward as if
performing a seated Japanese bow. Unable to stop his rapid momentum, the assailant falls suddenly head
first over the crouching body. No resistance is used, and the opponent's own desire to attack leads to
his downfall. Precise timing and self control, however, are vital. Think of the timing needed to make
some fall by pulling a chair from under them. A similar timing allows an individual to lead his
opponent's mind. Because the mind moves the body, one need simply lead the attacker's mind in certain
direction, and his body will follow. In the aforementioned technique, this is accomplished by waiting
until the last instant to drop to the ground. Moreover, one should avoid looking down before dropping,
or the assailant can sense what is about to happen. Although this art is fairly advanced, it is also a
fine example of Ju No Ri.
Another expression of the principle of Ju is called Yoko Sutemi Waza. When faced with a pushing attack,
one harmonizes with the opponent's forward momentum, graps him, and falls onto one's side in front of
his feet. No resistance or great physical power is used. Instead, the martial artist falls while
holding and drawing the attacker off balance. Thus, the opponent, in essence, creates his own defeat and
falls. This is a strategy requiring extremely fine timing, precision, and sensitivity. On the other
hand, it requires little in the way of muscular strength or size.
An individual's size and physical power only become an issue if his force is received directly. When
the attack is redirected and avoided, size, weight and power are of slight consequence. Even if a
person trains hard to become more powerful than others, some amount of force will always be too much to
oppose. Why practice to be able to support and resist a 300 pound weight, only to collaps under a 600
pound one? resistance and conflict have limitations. Harmony and ways to avoid conflict are perhaps
limitless.
At the same time, techniques based on Ju are relatively complex to execute. Often students will have in
mind what they wish to achieve, but their bodies fail to yield to their mental directions. All martial
arts need a unified mind and body. When the mind and body are in conflict no progress is possible. One
must focus in mind, and relax the body, so physical actions follow, or yield to the mind's movements.
This is Ju No Ri in a larger sense.
If Ju No Ri can mean to be in harmony with oneself, or to coordinate mind and body, then in an even
larger dimension it means to deal with others without fighting in daily living. By striving to
understand and respect other people or nations, a state of non-conflict can be created, resulting in a
more peaceful world. When no conflict exists, no injury occurs, and no possibility of losing is present.
It is for this reason prestigious organizations like Kokusai Budoin Renmei have started their objectives
are "to popularize Japanese martial arts as well as to work for world peace and goodwill." To create a
world without fighting is the ultimate form of self-protection and expression of Ju.
About the author: H.E. Davey began studying traditional Budo at age 5. He teaches classical Sennin Budo Ryu Jujutsu in San Fransisco area, and is Director of the Sennin Foundation.
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"Ju yoku go o sei suru". Dieser wichtige Sinnspruch findet sich oft in japanischen Schriften, die sich mit
traditionellen Kampfkünsten befassen. Er bedeutet ungefähr, "Kraft und Härte werden
durch Ju überwunden." Was also ist dann Ju?
Ju wird oft mit Sanftmut und Milde übersetzt, doch das ist nur ein Aspekt des Ju (Ju No
Ri). Denn das Wort Sanftmut kann, wenn man es alleine betrachtet, zu Fehlinterpretationen führen.
Ju bedeutet auch "Nachgiebigkeit, Geschmeidigkeit und Harmonie". Ju No Ri wird von manchen auf
die mystische taoistische Philosophie des Lao Tse zurückgeführt. Aber vielleicht
lässt es sich einfacher durch ein aktives Experiment als durch abstrakte Theorie
begreifen.
Man lasse einen Tischtennisball in einem Wassergefäß schwimmen. Als nächstes wird
versucht, den Ball mit einem Finger unter Wasser zu drücken. Der Kraft nachgebend, rollt er sich
drehend jeder Attacke aus dem Weg, was es außerordentlich schwierig macht, ihn unterzutauchen. Indem
er mit der Kraft des Angriffs harmonisiert und ihr kreisförmig nachgibt, demonstriert der Ball das
Grundprinzip von Ju.
Ju No Ri ist der außergewöhnlich hochentwickelte, ökonomische und wirksame Gebrauch
der Kraft eines Einzelnen. Es erreicht maximale Wirkung durch minimalen Aufwand, oder "seiryoku
zen'you". Diese Idee kann durch eine Technik, die sich Sudori Nage oder Aiki Nage nennt, am einfachsten
veranschaulicht werden.
Diese Kampfkunst wurde im Jujutsu und Aiki Jujutsu begründet. Sie wird als Antwort auf einen
stürmischen Stoß gegen den Oberkörper angewandt. Anstatt sich der möglicherweise
größeren Kraft des Angreifers zu stellen, wartet man bis zum letzten Moment vor dem Auftreffen, macht schnell einen
Schritt nach vorne und läßt sich in eine tiefe Stellung vor dem Knie des Angreifers fallen. Man
berührt den Boden sanft mit einem Knie und beiden Händen und nach vorne gelehnt, als wolle
man eine japanische Verbeugung im Sitzen ausführen. Unfähig seinen großen Impuls zu
stoppen, fällt der Angreifer plötzlich kopfüber über den geduckten Körper. Es
wurde kein Widerstand geleistet und des Gegners eigene Absicht anzugreifen, führte zu seinem Sturz.
Präzises Timing und Selbstkontrolle sind jedoch entscheidend. Man denke nur an die Synchronisation die
nötig ist, um jemand zum Sturz zu bringen, indem man den Stuhl unter ihm wegzieht. Ein
ähnliches Timing erlaubt es einem Einzelnen, die Gedanken seines Gegners zu leiten. Da die Gedanken
den Körper steuern, muss man nur die Gedanken des Angreifers in eine bestimmte
Richtung lenken und schon wird sein Körper folgen. In der obengenannten Technik wird das durch das
Warten bis zum letzten Augenblick, bevor man sich auf den Boden fallen läßt, bewerkstelligt.
Ferner sollte man es vermeiden, vor dem sich Fallenlassen auf den Boden zu schauen, sonst kann der Angreifer
fühlen, was passieren wird. Obwohl diese Technik ziemlich fortgeschritten ist, ist sie auch ein
schönes Beispiel für Ju No Ri.
Das Prinzip des Ju findet auch in einer Technik, die Yoko Sukemi Waza genannt Ausdruck: wenn man sich einer
Stoßattacke gegenüber sieht, harmonisiert man sich mit des Gegners Vorwärtsimpuls,
ergreift ihn, und fällt mit ihm auf eine Seite vor seine Füße. Weder Widerstand noch größere physische
Kraft wird benutzt. Stattdessen fällt der Kampfkünstler indem er den Angreifer hält und
aus dem Gleichgewicht bringt. Infolgedessen bringt sich der Gegner im wesentlichen seine eigene Niederlage bei
und fällt. Diese Strategie erfordert extreme Feinsynchronisation, Präzision und Einfühlungsvermögen.
Auf der anderen Seite benötigt man wenig Muskelkraft oder Größe.
Die Größe oder körperliche Kraft eines Einzelnen ist nur von Bedeutung, wenn seine Kraft
direkt aufgenommen werden muss. Falls der Angriff umgeleitet und ihm ausgewichen wird, spielt
Größe, Gewicht und Kraft nur eine untergeordnete Rolle. Selbst wenn man sehr hart
trainiert um kräftiger zu werden als andere, gibt es immer eine Kraft, der man
nichts mehr entgegensetzen kann. Warum sollte man also trainieren um ein 300lb. Gewicht zu stemmen und ihm wiederstehen
zu können, um dann unter einem 600 lb. Gewicht zusammenzubrechen? Widerstand und Streit haben
Grenzen! Harmonie und Wege, Streit zu vermeiden, sind vielleicht grenzenlos.
Gleichzeitig sind die Techniken, die auf Ju basieren, relativ schwierig auszuführen. Oft haben
Schüler das, was sie erreichen wollen, vor Augen, aber ihre Körper können den geistigen
Vorgaben nicht folgen. Alle Kampfkünste erfordern die Vereinigung von Körper und
Geist. Falls der Geist und Körper im Widerspruch stehen, kann es keinen Fortschritt geben. Man
muß den Geist, die Gedanken sammeln und den Körper entspannen, dann folgen
körperliche Aktionen bzw. fügen sich den Bewegungen des Geistes. Das ist Ju No Ri in einem
größeren Sinn.
Falls Ju No Ri bedeutet, in Harmonie mit sich selbst zu sein, oder Geist un Körper zu
koordinieren, dann bedeutet es in einem viel größeren Zusammenhang, mit anderen
im täglichen Leben umzugehen, ohne mit ihnen zu streiten oder gar kämpfen. Gibt man sich
Mühe andere Menschen oder Nationen zu verstehen und zu respektieren, kann ein Zustand des
Nicht-Konflikts hergestellt werden, der in einer friedvolleren Welt resultiert. Wenn kein Streit
existiert, wird kein Unrecht und keine Kränkung zugefügt und die Möglichkeit zu verlieren ist
nicht gegeben. Aus diesem Grund haben sich einflußreiche und angesehene Organisationen wie Kokusai
Budoin Renmei unter anderem das Ziel gesetzt " japanische Kampfkunst populär zu
machen, und dabei für Weltfrieden und Wohlwollen zu arbeiten". Eine Welt ohne Kämpfe zu
schaffen ist die letztendliche Form der Selbstverteidigung und der grundlegende Ausdruck von Ju.
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Christian Manz
Aus: IMAF-Newsletter USA (Herausgeber: IMAF-National-Director Brett Mayfield)
28.08.2000
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